Die Freizeitstätte (FST) befindet sich aktuell im Jubiläumsjahr. Seit einem Vierteljahrhundert ist sie in der Lagerstraße 34 ansässig und derzeit dem Amt für Jugend und Familie der Stadt Oldenburg zugeordnet. Ehemals als „Jugendfreizeitstätte“ tituliert und noch oft so genannt, steht der neue kürzere Name optimal für die Inhalte: Hier begegnen sich inzwischen junge Menschen von 6 bis 27 Jahren.

„Ein wichtiger Aspekt unserer Arbeit ist gegenseitiger Respekt – unabhängig von Alter, Geschlecht, Herkunft und Religion.“, erläutert Leiter Markus Schütte. „Nichts muss – alles kann“ ist die Devise, nach der hier vorgegangen wird. So gibt es fortlaufende Angebote, die sich nach den Bedürfnissen und den direkten Wünschen der Besucher richten. Dazu dienen ganz verschiedene Orte: Ein Raum, in dem vornehmlich Jugendliche ab 13 Jahren unter sich sein, chillen und Musik hören können. Ein Platz, der Kindern vorbehalten ist, an dem diese sich zwischen Matten wälzen und ihre Rollenspiele ausüben. Dann gibt es eine Kreativwerk­statt, die für Tonarbeiten mit dem eigenen Brennofen, für Malen, Basteln und Werken steht, sowie einen Gruppenraum, in dem sich Jungen wie Mädchen an den PC setzen, Hausaufgaben machen und in dem mitunter sogar getanzt wird. In der Halle hingegen steht aus­schließlich das Spiel im Mittelpunkt: Billard, Kicker und Tischtennis sind hier angesagt. Eine Cafeteria sorgt für ent­sprechende Erfrischungen und Snacks.

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Auch an der Sporthalle durfte fleißig gesprayt werden

Es geht alles in allem aber nicht nur um die reine „Bespaßung“, denn die jungen Gäste erfahren hier vor allem ein Miteinander, können voneinander lernen und finden bei Problemen bezüglich Schule, Elternhaus, Freundeskreis oder Arbeit wie Beruf kompetente Ansprechpartner. In der Beratung seien auch Drogen und Alkohol vereinzelt Thema, so Schütte, allerdings halte sich das glüklicherweise in Grenzen. Neben dauerhaften Angeboten gibt es außerdem ein spezielles Programm, das stets kurz vor Monatsbeginn über die Internet-Seiten der Stadt abrufbar ist.

Bis vor kurzem war Markus Schütte noch kommissarisch eingesetzt, ist aber inzwischen offizieller Leiter. Ihm zur Seite stehen Erzieherin Carmen Schöncke und seit Mitte Januar Sabine Herrmann, die als gelernte Sozialpädagogin sich fortan um den Bereich der internationalen Jugendbegegnung kümmern soll. Damit will man auch den aktuellen Entwicklungen Rechnung tragen und dem größer werdenden Ausländeranteil begegnen. Betrieben durch zweieinhalb von der Stadt bezahlte Stellen, greifen die Verantwortlichen insbesondere bei verschiedenen Veranstaltungen und Angeboten auf ehrenamtliche Helfer zurück, ohne die bestimmte Vorhaben nicht möglich wären.

Eine entscheidende Hilfe ist ebenso der Förderverein, der die Stätte seit 1996 finanziell und ideell unterstützt. Er ermöglicht unter anderem besondere Anschaffungen, engagiert sich bei Veranstaltungen oder übernimmt bzw. bezuschusst Fahrtkosten. Darüber hinaus machen die Gelder aus dem Verein bestimmte Reisen erst möglich. „Zurzeit wird ein Ausflug geplant. In den Osterferien wird es mit einer Gruppe von Jungen und Mädchen an die Ostsee nach Boltenhagen gehen.“, erzählt Schütte. Dort werden die Teilnehmer Gleichaltrige der ansässigen Freizeitstätte treffen und gemeinsam Verschiedenes unternehmen. Dabei wird wie sonst auch Rücksicht genommen auf die vorherigen Wünsche der Beteiligten.

Überdies gab es gerade erst in der Spielhalle Lagerstraße ein großes Fußballturnier mit 15 Mannschaften aus verschiedenen Einrichtungen, bei dem das FST-Team auf dem zweiten Platz landete. Im letzten Juni veranstaltete die Freizeitstätte ein großes Hip Hop-Jam mit Musik und Graffiti-Kunst vom frühen Nachmittag bis in die Nacht. „Alles lief glimpflich ab“, resümiert der 45-jährige Leiter, der im Vorfeld leichte Bedenken hatte, da immerhin über hundert Besucher aus verschiedenen Teilen Deutschlands zusammen kamen.

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Legale Graffiti-Kunst im öffentlichen Raum

Apropos Graffiti: Für den Workshop werden ab sofort wieder Anmeldungen entgegen genom­men. Die Jugendlichen haben es in Ofenerdiek wirklich gut, denn sie können sich ideenreich ganz legal austoben und lernen, was es heißt, optisch ansprechende „Style-Writings“ auf die Mauern zu bringen – an dem Gebäude der Einrichtung.

Seit acht Jahren zeigt sich Markus Schütte engagiert für die städtische Institution. So hat der zweifache Familienvater mitunter schon Jugendliche, die sich am angrenzenden Swarte-Moor-See aufhielten, angesprochen, um sie für die verschiedenen Angebote der Freizeitstätte zu begeistern. „Uns ist dabei aber wichtig, den Jugendlichen ihren Freiraum zu geben, dass sie auch ohne ständige Aufsicht hier ihre Zeit verbringen können.“, ergänzt der gebürtige Olden­burger. Hin und wieder kommen sogar alte Bekannte auf einen Kaffee vorbei, weil sie noch gute Erinnerungen an die Einrichtung haben oder sich nach wie vor mit dem Stadtteil verbun­den fühlen. „Für den runden Geburtstag haben wir 2016 noch einiges geplant, wollen aber noch nichts verraten.“, schmunzelt der Leiter. Der gelernte Erzieher weiß offenbar genau, was sich seine Schützlinge wünschen – und die werden davon sicherlich profitieren.

[Veröffentlicht 02/2016, HUGO-Journal]